Vor kurzem ergab sich ein spannendes Gespräch mit Tobias Tewe über den T1 Raupen-Fuchs. Tobias arbeitet bei Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer als Projektleiter mit erweiterten Aufgaben in den Bereichen Heritage Management, Brand Protection und Brand Building. Er erzählte von der Geschichte dieses besonderen Busses, der unter anderem über die T1-Bullikartei seinen Weg zu Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer fand und dort restauriert wurde. Seit kurzem kann er nun stolz auf Treffen und Messen präsentiert werden. Hier ein kleiner Abriss seiner Geschichte.
Der T1 Raupen-Fuchs begann sein Leben ganz unspektakulär: 1962 wurde er als normaler VW-Kombi in Österreich ausgeliefert. Doch sein Weg sollte bald eine ganz andere Richtung einschlagen. Ende der Sechzigerjahre nahm sich ein Kfz-Mechaniker aus Wien seiner an – jemand, der in einer freien VW- und Porsche-Werkstatt arbeitete, leidenschaftlicher Skifahrer und Bergmensch war. Er suchte nach einem Fahrzeug, das seinen Vorstellungen entsprach, doch auf dem Markt fand er nichts Vergleichbares. Also beschloss er, selbst Hand anzulegen.
Aus dem unscheinbaren Kombi entstand ein Unikat: ein leicht lenkbares Kettenfahrzeug, ausgestattet mit zwei Vorderachsen und Zwillingsreifen, insgesamt acht Räder vorn, und ein wenig höhergelegt als der gewöhnliche VW-Bus. Zusammen mit der TU Wien experimentierte und tüftelte er jahrelang, bis das Fahrzeug 1972 offiziell vorgestellt wurde. Der Plan: es als Umbausatz anzubieten. Die Zielgruppen waren Behörden, Telegrafenmastbauer und natürlich Liftbetreiber in den Alpen. Doch der Markt reagierte zurückhaltend. Es ging ihm wie vielen österreichischen Erfindern: viel Anerkennung, aber kein Durchbruch. Vermutlich entstand nur dieser eine Umbau.
Hier ein paar technische Daten:
In den späten Achtzigerjahren fand der Raupen-Fuchs schließlich seinen Weg ins Porsche-Museum in Gmünd, wo er lange Jahre ausgestellt blieb. Anfang der 2000er Jahre holte ihn Michael Steinke von der Bullikartei wieder hervor. Der Bus wurde dort gefahren und gepflegt, doch mit der Zeit machte ihm der Verschleiß zu schaffen. Auch der Transport war ein Problem: der etwas breitere Radstand ließ ihn nicht auf normale Anhänger passen. Schließlich wurde er stillgelegt.
2016 entschied man, den Wagen zu verkaufen – über Kleinanzeigen, allerdings ohne Erfolg. Zwei Jahre später kam von dort der Anruf bei Volkswagen Nutzfahrzeuge Oldtimer: „Wollt ihr ihn haben?“ Die Antwort lautete: Ja. Doch der Zustand zeigte, er war alles andere als einsetzbar: eine vom Rost gezeichnete Karosserie mit zwei Gitterboxen voller Technik. Der Anfang war ernüchternd, doch mit Geduld, chemischer Entlackung und behutsamen Reparaturen entstand Schritt für Schritt wieder ein vollständiges Fahrzeug.
Die Restaurierung folgte dem Motto: so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Eine neue Front? Nein – es sollte erkennbar bleiben, dass der Raupen-Fuchs ein Arbeitstier war.
Die Technik wurde überholt, die Innenausstattung neu gedacht. Da es keinerlei originale Vorgaben gab – der Bus war einst ein leerer Kombi gewesen – arbeitete man mit einem Tischler zusammen, um eine plausible Ausstattung zu bauen: so, wie sie damals hätte aussehen können. Schließlich erfolgte die Sonderabnahme beim TÜV. Heute trägt der Bus offiziell die Bezeichnung „Volkswagen T1 Sonder-Kfz mit Gleiskettenantrieb“. Seine Höchstgeschwindigkeit auf der Straße liegt bei 35 km/h, hinten dürfen keine Passagiere mitfahren. Die Gitter, die man auf den beigefügten Fotos erkennt, stammen übrigens von einem T1-Polizeiwagen.
Was der Bus wirklich kann, zeigte er im Gelände. Auf dem VW-Versuchsgelände durfte er sich austoben: Schlitten ziehen, durch den Steinbruch fahren, über die Strecken, auf denen sonst Amarok und Touareg getestet werden. Dabei entstand ein authentisches Bild – ein Fahrzeug, das zwischen 1968 und 1972 entwickelt wurde, plötzlich wieder in Aktion.
Als der Raupen-Fuchs fertiggestellt war, folgte ein großes Medienecho. Seine Premiere feierte er beim Jahrestreffen der Bullikartei, wo er sofort die Blicke auf sich zog. In den sozialen Medien ging er viral, wurde zum Eyecatcher – mehr Aufmerksamkeit, als er je in den Siebzigerjahren bekommen hatte. Und so steht der Raupen-Fuchs heute wieder in der Öffentlichkeit: als Stück Technikgeschichte, als skurrile, aber geniale Erfindung und als Zeugnis einer Zeit, in der man sich Träume eben noch selbst baute.
Video von Busroadtrips zum Raupen-Fuchs anlässlich des Treffens in Hessisch Oldendorf 2022:
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